Leitlinien
Leitbild der Tafeln in Baden-Württemberg
(Verabschiedung erfolgte auf der Mitgliederversammlung am 24.03.2010)
Wir, die Mitglieder des Landesverbandes der Tafeln in Baden-Württemberg e.V. sind eigenständige, gemeinnützige Initiativen, Vereine, Selbsthilfegruppen oder Einrichtungen von Wohlfahrtsverbänden. Wir bieten soziale Dienstleistungen für bedürftige Menschen an.
Unsere zentrale Aufgabe ist, dass qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die im Wirtschaftsprozess nicht mehr verwendet werden können oder gespendete Lebensmittel, an Bedürftige weiter gegeben werden. Wir erfüllen diese Aufgabe, indem wir Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs einsammeln und diese direkt an Bedürftige weitergeben oder indirekt, indem soziale Einrichtungen (die nicht voll Pflegesatz finanziert sind) von uns beliefert werden. Die Abgabe erfolgt kostenlos oder gegen einen geringen Betrag.
Wir sehen die Tafeln als eine neue soziale Bewegung, die praktizierte Wohltätigkeit mit der Wohlfahrtspflege für bedürftige Menschen verbindet. Beide Grundgedanken, Wohltätigkeit und Wohlfahrtspflege fließen stets in unsere Arbeit vor Ort ein.
In unserem Handeln vernetzen wir aktiv die Angebote von Spendern und Sponsoren und verbinden diese mit der praktischen Hilfe für Bedürftige, durch örtliche und regionale Tafeleinrichtungen. Tafeln arbeiten nicht im öffentlichen Auftrag.
Beispielhafte Modelle sind:
- Tafeln als Vereine, die Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs einsammeln und in Tafelläden an Bedürftige abgeben.
- Tafeln in Trägerschaft von Wohlfahrtsverbänden, die Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs einsammeln und diese an Bedürftige abgeben und weitere soziale Dienstleistungen anbieten.
- Tafeln, die Lebensmittel an nicht pflegesatzfinanzierte soziale Einrichtungen abgeben.
Wir sehen diese Verbindung zwischen Wohltätigkeit und Wohlfahrtspflege als eine Antwort auf die Herausforderungen eines grundlegenden und weitreichenden Wandels, der unsere Gesellschaft in vielen Bereichen verändert.
Aus jeweils unterschiedlichen weltanschaulichen, religiösen, fachlichen oder persönlichen Motiven stellen sich die Tafeln ihrer humanitären Verantwortung und streben nach sozialem Ausgleich. Der Landesverband ergreift, als parteipolitisch neutraler Verband, Partei für bedürftige Menschen. Der Landesverband ist Interessenvertreter und Dienstleister seiner Mitglieder.
Vom Grundgedanken der Wohltätigkeit ausgehend, wird in Tafeln ehrenamtliche Arbeit geleistet. Wenn möglich und notwendig wird diese Arbeit durch unterschiedlich finanzierte und geförderte Mitarbeiter unterstützt.
Tafeln respektieren gegenseitig ihre verschiedenen weltanschaulichen oder religiösen Motive und ihre unterschiedlichen Tafelmodelle.
Tafeln sind eigenständige Organisationen. Sie pflegen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in den Regionen, in Landesverbänden und im Bundesverband. Sie beteiligen sich am Aufbau von Netzwerken zum Wohle bedürftiger Menschen.
Tafelarbeit ist durch Transparenz gekennzeichnet. Tafelarbeit wird als gemeinschaftliche Aufgabe mit vielen anderen Beteiligten geleistet. Diese Verbindungen werden offen dargestellt. Tafeln sammeln gespendete Lebensmittel ein, Zukauf ist ausgeschlossen.
Tafeln sind stets bestrebt die Qualität ihres Wirkens zu verbessern und sich den gesetzlichen Auflagen anzupassen. Sie garantieren, dass sie durch Ausstattung und Mitarbeiterschulung die Vorgaben der Lebensmittelsicherheit erfüllen.
Humanität, Gerechtigkeit, Teilhabe und soziale Verantwortung sind Werte an denen sich unser Handeln ausrichtet.
- Humanität: Jedem bedürftigen Menschen wird unabhängig seiner Herkunft, seinen Möglichkeiten und Grenzen mit Respekt begegnet und damit seine Würde geachtet.
- Gerechtigkeit und Teilhabe: Jeder Mensch soll Chancen zur persönlichen, kulturellen, sozialen, schulischen und beruflichen Entfaltung erhalten.
- Soziale Verantwortung: Tafeln übernehmen durch ihr Handeln soziale Verantwortung und erinnern die Gesellschaft an ihre Verpflichtung gegenüber bedürftigen und ausgegrenzten Menschen.
Tafeln reagieren auf gesellschaftliche Veränderungen.
Sie ergänzen durch ihren neuen Ansatz sozialer Arbeit die Angebote der Wohlfahrtsverbände. Sie unterstützen und wirken durch bürgerschaftliches Engagement und Selbsthilfe. Sie nutzen die Bereitschaft zur Übernahme von sozialer Verantwortung, die in zunehmender Weise bei Privatpersonen, Institutionen, kleinen und großen Unternehmen sichtbar wird, zur Verbesserung der Lebensumstände von bedürftigen Menschen. Sie unterstützen Initiativen, die auf eine Stärkung der aktiven Bürgerschaft und Selbsthilfe ausgerichtet sind.
Definition: Wohltätigkeit ist das Wirken Einzelner oder von Organisation zu Gunsten Bedürftiger durch milde Gaben(Almosen, Geschenke, Spenden) Die Wohlfahrtspflege hat sich in den letzten hundert Jahren aus der Armenfürsorge zu einer qualifizierten Hilfestellung mit geschulten Mitarbeitern entwickelt. Heute wird die Wohlfahrtspflege im Wesentlichen durch die „Verbände der freien Wohlfahrtspflege“ (Caritas, Diakonie, DPWV, AWO DRK, u.a.) überwiegend im öffentlichen Auftrag betrieben.